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Graf X, der Held aus der Zukunft in der Vergangenheit

Geschichte - Design - Personal

Die Comics der Fünfziger

Deutsche Comics der Fünfziger Jahre, dazu hatte ich gerade meine Diplomarbeit geschrieben. Die Grundlagen konnte ich auswendig: wir brauchen einen Helden, der so richtig heldenhaft ist, einen lustigen "Sidekick", eine Dauerverlobte und einen Politiker oder Wissenschaftler, der möglichst der Vater der Dauerverlobten ist. Und natürlich den Bösewicht.

Auch stilistisch geben die damals beliebten Piccolo-Comics eine solide Vorlage. Formale Entscheidungen haben immer auch Einfluß auf den Erzählrhythmus und die Erzählweise. Abgewichen bin ich bei der Farbgebung: die flachen Farben waren eher ein Merkmal amerikanischer Comics. Auch die Themenwahl ist ungewöhnlich: die Piccolos spielten meist an weit entfernten Orten und/oder zu weit entfernten Zeiten. Gewissermaßen tut Graf X das auch - von heute aus gesehen. An den völligen Eskapismus der damaligen Zukunfts-, Ritter- und Dschungelabenteuer kommt der kleine Zeitsprung von 50 Jahren aber sicher nicht heran.

Kann man so was überhaupt noch schreiben, im 21. Jahrhundert? Wird das nicht nostalgisch, konservativ, sexistisch und überhaupt grob vereinfachend?

Die Gefahr, ein solches Konzept einem Autoren wie mir anzuvertrauen, ist, daß ich etwas Eigenes und Unberechenbares daraus mache. Die Jungs von Graphixx wußten das. Also los.

Der Böse ist nicht böse, sondern chaotisch. Demgegenüber steht der Gute nicht für das Gute, sondern für die Ordnung. Bringe die beiden zusammen, und Du hast die Grundlagen von gutem Design: Kreatives Chaos und anwendungsorientierte Ordnung.
Die Dauerverlobte ist kein braves, langweiliges Mädchen, denn solche Frauenrollen schreibe ich nicht. Als Tochter eines genialen Wissenschaftlers kennt sie alle seine Tricks und kann die Männer locker an die Wand argumentieren. Daß sie es nicht tut, liegt an ihrer Erziehung zum Braven Mädchen.

Der Held und der Sidekick kommen aus der Zukunft, etwa aus unserer Zeit, und helfen, das Gleichgewicht von Ordnung und Chaos aufrechtzuerhalten, das in der Vergangenheit in Gefahr ist. Das ist die Grundidee. Wer hat ihn zurückgeschickt, und warum? Vielleicht das Mädchen, als sie älter ist? Graf X weiß es nicht, und Phixx verrät es nicht, denn sie dürfen die Vergangenheit nicht zu sehr verändern.

Und so weiter.
Der Reiz an Graf X liegt sicher zum Teil darin, die Unterschiede zu den historischen Vorlagen hervorzuarbeiten. Andererseits sind spannende Abenteuer ja nie ganz zeitlos und machen heute noch Spaß.



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