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Die Fünfziger Jahre
Eine Zeit voller Widersprüche. Miefigstes Spießertum stand einer unvergleichlichen Aufbruchsstimmung gegenüber, die Zerstörungen des Kriegs und der Nazi-Barbarei einer unbändigen Kreativität. Um Monumentales zu vermeiden, besann man sich auf die Architektur und das Design der Zwanziger, bevor alles den Bach runterging. Man baute schnell und praktisch und verlegte die ästhetischen Ansprüche ins Funktionale. Balkone, Fenster und Dächer mußten die Aufgabe des verpönten Zierrats übernehmen, eine Herausforderung für jeden Architekten.
Design wurde, vielleicht zum ersten Mal überhaupt, zu einer festen Größe in der Alltagskultur. Es war nicht mehr die ästhetische Spielerei einiger Künstler - es war überall, denn es entsprach dem technischen Imperativ seiner Zeit: Modernität und Komfort. Das Design der Fünfziger war bunt und schräg, die Formen fließend und organisch. Als wollten die Dinge selbst aus ihren herkömmlichen Formen ausbrechen.
Zeichen der Zeit (böses): Rock'n'Roll!
Der Schreck des Krieges saß den Menschen in den Knochen, sie wollten die alten Fehler nicht wiederholen und liefen doch mit jeder Entscheidung Gefahr, es zu tun, indem sie autoritäre Traditionen übernahmen, dem Neuen gegenüber verhalten blieben und auf die amerikanisierte Jugendkultur mit blankem Schrecken, Bücherverbrennungen und Polizeigewalt reagierten.
Graf X ist der Versuch, den Enthusiasmus und die Kreativität der Fünfziger einzufangen, ohne den Mief zu übernehmen. Die Aufbruchsstimmung, die alle Schichten und Altersgruppen umfaßte, wurde eben am besten durch die schnellen Rhythmen des verpönten Rock'n'Roll zum Ausdruck gebracht und nicht durch die Schlager- und Volksmusik der Älteren. Dieser Konflikt, der überhaupt erst die Lebendigkeit der Fünfziger-Jahre-Kultur ausmachte, ist ein zentrales Motiv bei Graf X.
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